Vortrag und Gespräch
Dienstag, 24. Januar 2023, 19 Uhr
„Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden“
Referent: Götz Aly
Volkshochschule, Murnau-Saal, Ravensberger Park 1
Anlässlich des Holocaust-Gedenktages referiert Götz Aly über "Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden".
Götz Aly ist Historiker und Journalist. Er arbeitete für die »taz«, die »Berliner Zeitung« und als Gastprofessor. Seine Bücher werden in viele Sprachen übersetzt. 2002 erhielt er den Heinrich-Mann-Preis, 2003 den Marion-Samuel-Preis, 2012 den Ludwig-Börne-Preis. 2017 erschien seine große Studie über die europäische Geschichte von Antisemitismus und Holocaust »Europa gegen die Juden 1880–1945«. Für dieses Buch erhielt er 2018 den Geschwister-Scholl-Preis.
(im Rahmen der Vortragsreihe: Das Gerücht über die Juden)
Theater
Mittwoch, 25. Januar 2023, 19 Uhr
Ein-Akter: Letztes Versteck und Spurensuche
Aula der Marienschule der Ursulinen, Sieboldstr. 4a, 33611 Bielefeld
Eintritt frei!
In dem Einakter Spurensuche steht eine Schauspielerin mittleren Alters (gespielt von Gisela Leiwe) im Mittelpunkt, die ein Rollenangebot bekommt, eine jüdische Frau zu spielen und feststellt, kaum etwas über das Judentum zu wissen. So begibt sie sich auf eine Reise nach Berlin, wo sie sich Einblicke in jüdische Lebenswelten erhofft. Völlig unerwartet wird sie dort mit der eigenen familiären Geschichte konfrontiert und es beginnt für sie ein Erkenntnisprozess, der zeigt, dass die Auseinandersetzung mit der Shoa nach wie vor eine Notwendigkeit darstellt.
Die Geschichte greift plötzlich mitten in die heutige Lebenswelt ein und provoziert Auseinandersetzung.
Der zweite Einakter Letztes Versteck orientiert sich an der Biografie Felka Plateks, der Ehefrau Felix Nussbaums, die in ihrem letzten Versteck in Brüssel in einer Dachkammer auf ihren Mann wartet, der nicht kommt.
Um die Wartezeit zu überbrücken, lässt die Protagonistin (gespielt von Karin Michels) ihr Leben Revue passieren, ist hin- und hergerissen zwischen Hoffnung und Angst. Letzten Endes sieht sie ihren Mann nicht wieder.
Dieses Stück ist fiktional und greift historische Fakten auf, die aus der Biografie des Künstlerpaares bekannt sind.
Beide Stücke verstehen sich als Beitrag zur Erinnerungskultur. Der von uns erhoffte, dennoch unerwartete Zuspruch anlässlich der Aufführung im Kontext der o.g. Ausstellung und die Anfragen, diese Stücke außerhalb der Ausstellung zu spielen, freuen die Theatergruppe.
Wir treten nicht besserwisserisch und mit dem Gestus moralischer Überlegenheit auf. Es darf auch bisweilen gelacht werden. Friedrich Dürrenmatt formuliert pointiert, der klassische Begriff der Tragödie habe sich in der Moderne überlebt: „Uns kommt nur noch die Komödie bei“.
Gedenkveranstaltungen zum 27. Januar, dem Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus
Freitag, 27. Januar 2023, 19.30 Uhr
„Deutsche - Kauft nicht bei Juden!“ (Nazi-Aufruf v. 1. April 1933)
Probe für den Terror: Der Boykott jüdischer Geschäfte vor 90 Jahren
Gedenkgottesdienst
gestaltet von der Marienschule der Ursulinen
St. Jodokus, Klosterplatz
Vortrag und Gespräch
Donnerstag, 23. Februar 2023, 19 Uhr
Erben der Arisierung
Armin H. Flesch
Gemeindehaus der Stiftskirchengemeinde Schildesche, Johannisstr. 13, 33611 Bielefeld
Erinnern und Wahrhaftigkeit sind von zentraler Bedeutung in einer Zeit, in der antisemitische Ressentiments zunehmen. Zum Erinnern an die Zeit des Nationalsozialismus gehört auch ein wenig beachtetes, aber bis heute wirksames Ereignis: Die „Arisierung“ genannte Enteignung der deutschen und europäischen Juden.
Archivrecherchen sowie zahlreiche Interviews lösten eine Beschäftigung des Frankfurter Journalisten mit dem Thema Arisierung aus, die bis heute fortdauert:
• Wer profitierte vom legalisierten Raub und Mord an den Juden?
• Wie verhalten sich die heutigen Eigentümer arisierter mittelständischer Familienunternehmen zur
NS-Vergangenheit ihrer Firma und Familie?
• Welche Bedeutung hat die Arisierung für das Verständnis des Holocaust und der deutschen Gesellschaft
vor und nach 1945?
• Welche konkreten Auswirkungen hat die Arisierung bis heute?
Auf diese Fragen sucht Armin H. Flesch in seinem Vortrag Antworten.
Lesung am Mahnmal vor dem Hauptbahnhof
Donnerstag, 2. März 2023, 18 Uhr
Am 2. März 2023 jährt sich zum 80. Mal eine Deportation Bielefelder und ostwestfälischer Juden, die nur wenige überlebt haben: Am 2. März 1943 sind mindestens 229 Männer, Frauen und Kinder von Bielefeld nach Auschwitz verschleppt worden. Unter ihnen waren mindestens 76 jüdische Insassen des Bielefelder Lagers an der Schloßhofstraße und etwa 100 des Paderborner Lagers am Grünen Weg. Beide Lager wurden nach der Deportation aufgelöst.
Wir laden Sie herzlich ein, an der Gedenkveranstaltung teilzunehmen. Sie findet am Donnerstag, dem 2. März 2023, um 18 Uhr am Mahnmal vor dem Bielefelder Hauptbahnhof statt. Beteiligen Sie sich an der Lesung von Namen von deportierten und
häufig auch ermordeten jüdischen Menschen, denen vor 80 Jahren aufgrund rassistischer Gesetze das Lebensrecht in Deutschland genommen wurde. Kommen Sie zum Mahnmal „Jeder und jede Ermordete hat einen Namen“ und lassen sich über die Geschichte der Shoa informieren, die auch in Bielefeld furchtbare Spuren hinterlassen hat.
Jede(r) ist herzlich eingeladen, an der Gedenkveranstaltung teilzunehmen, spontan eine Seite vorzulesen oder einfach zuzuhören.
Zu den Veranstaltungen im März gibt es einen eigenen Flyer (hier zum Download)!
Eröffnungsveranstaltung der Woche der Brüderlichkeit 2023
Sonntag, 5. März 2023, 11.30 Uhr
Grußwort: Bürgermeisterin Karin Schrader
Vortrag: „Gefängnisseelsorge als Freiraum zwischen Macht und Ohnmacht“
Referentin: Pfarrerin Elisabeth Biermann, Seelsorgerin in der JVA Bielefeld – Senne und 1. Vorsitzende der evangelischen Konferenz für Gefängnisseelsorge in NRW
Musikalische Gestaltung: Vokalensemble der Marienschule; Leitung: Günter Kunert
Anschließend Empfang
Neues Rathaus, Großer Sitzungssaal
Das Motto der Woche der Brüderlichkeit 2023 lautet „Öffnet Tore der Gerechtigkeit – Freiheit Macht Verantwortung“.
Mit der Buber-Rosenzweig-Medaille wird die Stiftung Neue Synagoge Berlin - Centrum Judaicum ausgezeichnet.
Konzert
Sonntag, 12. März 2023, 17 Uhr
Synagogalchor Hannover
Leitung: Sören Sönksen
Pfarrkirche St. Jodokus, Klosterplatz 1, 33602 Bielefeld
Eintritt frei
Der Synagogalchor Hannover besteht aus weithin erfahrenen Sängerinnen und Sängern, die in hoher künstlerischer Qualität die jüdisch-liturgische Musik Europas aus ihrer Blütezeit während des 19. und auch noch beginnenden 20. Jahrhunderts präsentieren. Dabei widmet sich das Ensemble der Aufführung der aschkenasischen Tradition Mittel- und Osteuropas. Der Chor zeichnet sich durch einen homogenen und atmosphärisch dichten Chorklang aus, der dem sakralen Fundament gerecht wird und dabei dem romantischen Ideal der Synagogenkompositionen entspricht.
Konzert und Lesung
Donnerstag, 23. März 2023, 19 Uhr
Liszt, Chopin und Heinrich Heine: Französische Verhältnisse.
Ein literarischer Klavierabend mit Martin Engel, Klavier, und Burkhard Engel, Rezitationen
Gemeindehaus Stiftskirchengemeinde Schildesche, Johannisstr. 13
Eintritt frei!In der Mitte des 19. Jahrhunderts war Paris das musikalische Zentrum Europas. „Die edle Tonkunst überschwemmt unser ganzes Leben“, schrieb der scharfzüngige Heinrich Heine, „wie Heuschrecken kommen die Klaviervirtuosen jeden Winter nach Paris.“ Oft berichtete er von der musikalischen Saison in Paris in Zeitungsartikeln, mit denen er ein großes Publikum erreichte. Liszts virtuoses Klavierspiel war nicht zu übertreffen, „bei Liszt denkt man nicht mehr an überwundene Schwierigkeit ... es offenbart sich die Musik“. Noch mehr gefiel Heine Chopin, der „Raffael des Fortepiano“. „Ein halbes Wort, ein halber Ton reichte aus, damit sie sich verstanden, und der Musiker antwortete mit überraschenden Erzählungen auf die Fragen, die der Dichter ihm leise stellte“, beobachtete Franz Liszt.
Claude Debussy, dessen Talent von einer ehemaligen Chopin-Schülerin entdeckt wurde, traf 1885 im Alter von 23 Jahren in Rom den 74jährigen Franz Liszt, der ihm aus seinen romantisch-impressionistischen Klavierwerken (Année de pèlerinage) vorspielte. Liszt sei der größte Pianist, den er je gehört habe, schwärmte Debussy.
Mit Kompositionen von Chopin, Liszt und Debussy, gespielt von dem Pianisten Martin Engel, und Texten von Heinrich Heine, gelesen von Burkhard Engel, wird diese große Zeit wieder lebendig.
Die für Dienstag, 28. März angekündigte Lesung mit Ruth Frenk ist leider entfallen, die Referentin hat die Veranstaltung abgesagt.
Bielefelder Tag der Erinnerung
Dienstag, 4. April 2023, ab 19 Uhr
Stadtarchiv Bielefeld, Neumarkt 1
Kern des Abends bildet die Messe der Initiativen, Vereine, Bildungs- und Kultureinrichtungen. Sie bietet die Möglichkeit, die Aktivitäten zur Erinnerungskultur in Bielefeld den Interessierten und der Öffentlichkeit vorzustellen. Auch unsere Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit wird dort vertreten sein.
Im Rahmenprogramm spricht Friedhelm Schäffer über die Bedeutung des Vereinssports für die Erinnerungskultur. Parallel eröffnet die neue Wanderausstellung „Fußball im Nationalsozialismus“ im Stadtarchiv Bielefeld. Für die musikalische Untermalung sorgt Jan Jesuthas. Das Programm endet mit einer Lesung aus den Briefen der Familie Mosberg.
Das Programm steht hier zum Download zur Verfügung.
Vortrag und Gespräch
Dienstag, 25. April 2023, 19 Uhr
Dunkelfeld Antisemitismus
Jörg Rensmann
VHS, Ravensberger Park, Historischer Saal
Wie die zahlreichen antisemitischen Übergriffe in den letzten Monaten verdeutlichen, ist Antisemitismus auch in NRW eine reale Gefahr für Jüdinnen und Juden. Die mediale Berichterstattung thematisiert oft nur explizite Fälle von Antisemitismus, etwa bei körperlichen Angriffen oder wenn jüdische Gemeinden und Gemeinschaften oder Organisationen und ihre Einrichtungen beschädigt wurden. Doch Antisemitismus ist mehr als „nur“ Gewalt. Es geht auch um subtile Ausdrucks- und Erscheinungsformen, die häufig keine Straftat darstellen.
Was ist das Dunkelfeld Antisemitismus, das auch in NRW erhellt werden sollte?
Diese und andere Fragen diskutiert Jörg Rensmann, Politikwissenschaftler und Projektleiter der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Nordrhein-Westfalen, RIAS NRW.
Veranstaltergemeinschaft, im Rahmen der Aktionswochen gegen Rassismus.
Halbtagesfahrt nach Essen Zeche Zollverein
Donnerstag, 4. Mai 2023
Führung durch die Ausstellung "Sechzehn Objekte" – 70 Jahre Yad Vashem
Zeche Zollverein
Die Ausstellung (Flyer zum Download) präsentiert Exponate aus der Sammlung von Yad Vashem, die erstmals in der 70-jährigen Geschichte der Holocaust-Gedenkstätte für eine begrenzte Zeit nach Deutschland zurückkehren. Jeder der sechzehn Gegenstände ist völlig eigen: Groß wie ein Klavier, klein wie eine Puppenküche oder intim wie ein Tagebuch. Es kann sich um einen religiösen Gegenstand handeln oder eine Abendtasche, manches ist aus Silber, anderes aus einem Stück Papier. Die Objekte eint, dass sie einer Familie oder einer Person gehörten, die einst in Deutschland lebte und Teil der Gesellschaft war. Sie wären Alltagsgegenstände geblieben, stünden sie nicht für unzählige Leben und Gemeinschaften, die durch den Nationalsozialismus zerstört wurden. Die Exponate kommen aus unterschiedlichen Städten und stehen für die sechzehn Bundesländer des heutigen Deutschlands. Dies ist eine Erinnerung daran, dass jeder Ort in Deutschland durch den Holocaust einen Teil seiner Geschichte, seiner Identität verloren hat.
Die für Dienstag, 23. Mai 2023, 19 Uhr angekündigte Diskussion "Antisemitismus wieder ganz normal? Die Documenta und der Antisemitismus" mit Prof. Dr. Christina Morina musste kurzfristig abgesagt werden.
Vortrag und Gespräch
Dienstag, 13. Juni 2023, 19 Uhr
Justizreform in Israel
Referent: Dr. Uwe Günther (DIG Bielefeld)
Volkshochschule Bielefeld, Ravensberger Park
Die neue israelische Regierung mit Ministerpräsident Netanjahu plant eine Justizreform, die darauf abzielt, den Einfluss der Regierung auf den Richterwahlausschuss zu erhöhen und die Kompetenzen des Obersten Gerichts zu schmälern. Netanjahu gibt vor, im Interesse von mehr demokratischer Einflussnahme auf die Justiz zu handeln. Die seit Wochen anhaltenden Demonstrationen zeigen, dass erhebliche Teile der israelischen Bevölkerung das anders bewerten: Sie sehen die Demokratie gefährdet. In der Veranstaltung soll die Justizreform dargestellt und politisch und verfassungspolitisch eingeordnet werden.
Dr. Uwe Günther von der Deutsch-Israelischen Gesellschaft in Bielefeld wird einen Vortrag zu den aktuellen politischen Entwicklungen in Israel halten.